Oberpfälzer Berufsschüler in Tschechien - Tschechische Praktikanten in Bayern
Das Staatl. BSZ Neustadt a.d. Waldnaab pflegt nun schon seit 9 Jahren einen regen Schüleraustausch mit der FOS Plasy. Diese Schule führt Jugendliche zum tschechischen Abitur. Neben den Hauptfächern Agrarproduktion und Agrarökonomie können die Schüler während der Ausbildung unter anderem auch das Wahlfach Deutsch wählen.
Dieses Schuljahr haben sich drei Schülerinnen und drei Schüler für ein freiwilliges dreiwöchiges Praktikum mit Schwerpunkt Ökonomie und Produktion in Bayern entschieden. Die Produktion gliederte sich in Pferdewirtschaft, Rinder- und Schweinehaltung auf.
Am Freitag, den 06.Juli 2012 reisten die sechs Praktikanten, sowie die Betreuungslehrkraft, Frau Katerina Müllerova an. Nach einem gemeinsamen Mittagessen, zusammen mit der Sprachanimateurin Frau Veronika Polokova, belegten die tschechischen Gäste für drei Tage Zimmer in der Stützl-Villa in Windischeschenbach. Diese Zeit wurde ausgiebig für die Erweiterung des deutschen Wortschatzes genutzt. Neben Spaziergängen in der wunderbaren Umgebung wurde ein Ausflug nach Weiden unternommen. Die Sprachanimateurin hatte sich viel einfallen lassen, um die Praktikanten bei Laune zu halten. So mussten die Praktikanten in Weiden Bahnhof und Post, den Namen des Oberbürgermeisters und vieles mehr erfragen, z.B. auch die Bedeutung von „Oichkatzlschwaof“ und „Wolbertinger“. Natürlich wurde auch der Fachwortschatz geübt. Zudem mussten die Praktikanten aus einer deutschen Speisekarte Gerichte und Getränke auswählen und am Samstagabend besuchte man ausgiebig das Bürgerfest in Windischeschenbach.
Am Sonntag brachte StD Heinrich Müller die Schüler zu den Quartiergebern und zu den Betrieben. Die Raiffeisenfachmärkte Tirschenreuth und Mitterteich, die Pferdewirtschaftsbetriebe Friedrich Kick und Karl Market in Weiden , sowie die landwirtschaftlichen Betriebe Josef Ackermann in Trabitz-Kurbersdorf und Markus Luber in Freihung-Thansüß hatten sich bereit erklärt, die Praktikanten drei Wochen zu unterweisen. Herzlichen Dank an die Betriebsleiter und Mitarbeiter für ihre Mühen, ihre Zeit und ihre Geduld.
Die Praktikanten wurden in allen Bereichen der Betriebe eingesetzt. Nach der anfänglichen natürlichen Zurückhaltung der Praktikanten wurde die Sprachbarriere immer kleiner. Die Anweisungen wurden bald besser verstanden – langsames Sprechen und Schriftdeutsch halfen bei der Unterweisung – und die Arbeiten wurden immer vielfältiger. Bereits nach einer Woche beschrieben die Praktikanten die Arbeiten als sehr interessant, aber auch als sehr anstrengend. Sie waren es nicht gewohnt, so lange konzentriert und durchgehend zu arbeiten.
Ein Ausflug mit den deutschen Austauschschülern nach München brachte eine willkommene Abwechslung. Herr Müller chauffierte die Praktikanten im „Neustädter Landkreisbus“ nach München und besichtigte die Geschwister-Scholl-Gedenkstätte und eine Ausstellung zum gleichen Thema. Zudem konnten wir einen alten Hörsaal besichtigen und einiges über die historischen Stätten in München erfahren. Anschließend war ein Essen in einer historischen Bierhalle angesagt. Bayerisches Bier und Schmankerl wie Grillhähnchen, Bratwürste und Steckerlfisch stand auf dem Speiseplan. Die Mädchen hielten sich beim Bier vornehm zurück. Nach einem Einkaufsbummel in der Münchner Innenstadt ging es nach Hause.
Die restliche Praktikantenzeit verbrachten die tschechischen Schüler in den Betrieben und mit den Gastfamilien. Ein großer Dank gilt den Gastfamilien: Familie Kick in Mitterteich, Familie Haberkorn in Tirschenreuth. Die anderen vier Praktikanten übernachteten auf den Praxisbetrieben und wurden intensiv in das Familienleben mit einbezogen.
Am Freitag, den 27.07.2012 war Abreisetag. Die Praktikanten können nochmals über ihre Eindrücke diskutieren und ein persönlicher Bericht geht an TANDEM-Regensburg, einer Organisation, die die Bezuschussung des Austausches übernimmt.
Dieser Schüleraustausch, der anfänglich nur von der tschechischen Seite in Anspruch genommen wurde, wird jedes Jahr intensiver. Im Schuljahr 2011/2012 nahmen zum zweiten Mal drei Neustädter BGJ-Schüler und zwei Fachstufenschüler das Angebot eines dreiwöchigen Auslandspraktikums wahr. Ohne Ausnahme berichteten sie über positive Erfahrungen mit den tschechischen Partnern, sowohl fachlich, aber auch im sozialen Bereich.
Eine Besonderheit war die Sprachanimation auf einer zweitägigen Kanufahrt mit einer tschechischen Mädchenklasse. Die Sprachanimation machte viel mehr Spaß und die Zeit verging trotzt der körperlichen Belastung wie im Fluge. Einige Bilder sollen die lockere Atmosphäre belegen.
Am Anfang waren wir noch etwas skeptisch. | Annäherungsversuche der besonderen Art |
Gemeinsame Sprachanimation macht sichtlich Spaß.
Dennoch musste auf den tschechischen Betrieben richtig gearbeitet werden. Da unsere Jugendlichen in den heimischen Familienbetrieben die Arbeiten bereits verrichtet hatten, war die Unterweisung oft schnell geschehen. Nur die tschechische Sprache machte anfangs sehr große Schwierigkeiten. Mit der Zeit setzen sich aber die Fachbegriffe und man konnte schnell zur eigentlichen Tätigkeit übergehen. Die anschließenden Bilder zeigen die Praktikanten bei der Arbeit und bei der lustigen Sprachanimation.
Die deutschen Praktikanten mit den Betreuungslehrkräften und der Sprachanimateurin | Sprachanimation in fröhlicher Runde |
Dietz Johannes bei der Koppelpflege | Alt aber bezahlt“ könnte man meinen. Lukas Weidner musste bei der Arbeit mit dem Traktor ran. |
Häring Christian und Tobias Häring mit ihren Praktikumsgebern Janko Senior und Junior bei der Arbeitsvorbereitung.
Die Leitung des BSZ und der Praktikumsbetreuer wollen diese Partnerschaft weiter pflegen. Gleiches gilt für die tschechische Seite, die das Lehrerkollegium aus Neustadt zu einem Gegenbesuch eingeladen hat und sich auf bayerische Schüler als Praktikanten freut.
Dass die Partnerschaft nicht nur auf den rein schulischen Bereich beschränkt wird, zeigt ein Besuch privat wirtschaftender Landwirte aus der Umgebung von Plasy im November 2010. Nach interessanten Besuchen auf Oberpfälzer Familienbetrieben zeigten sie sich in einem Gespräch mit Herrn Müller besonders an der bayerischen Ausbildung der eventuellen Betriebsnachfolger interessiert. Zudem sind durch diese Zusammenarbeit die Praktikumsplätze in Tschechien gesichert. Der Besuch soll Ende Oktober 2012 wiederholt werden.
Heinrich Müller, StD
Praktikumsbetreuer