Um einen tieferen Einblick in die Thematik zu bekommen, unternahmen Studierende der FakS 1 im Rahmen der Übung „Will-kommen?! Flüchtlinge bei uns…“ zusammen mit den beiden Referendarinnen Pamela Dallinger und Christina Roppelt sowie der Lehrkraft Elke Kusche am 27. Februar 2015 eine Exkursion nach Nürnberg.
Erster Programmpunkt war das Gespräch mit Adelina Ritter, die als Sozialpädagogin in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Zirndorf (ZAE) arbeitet. Sie ist dort für die Gesundheitsberatung zuständig und hat so direkten und sehr intensiven Kontakt zu den Flüchtlingen. Von Ihren Erfahrungen berichtete sie direkt vor Ort auf dem Gelände der ZAE. Dabei erklärte sie unter anderem den Weg der Ankunft bis zur Verteilung der Zimmer. Betroffen schon durch den Anblick von hohen Mauern, Stacheldraht und Securities erlebten wir die Ankunft von Familien, Schwangeren und alten Menschen mit nicht mehr als einer Plastiktüte in der Hand.
Nach der Besichtigung des Geländes ging es in den Kindergarten der ZAE. Dort erwartete die Gruppe die ehemalige Leiterin des Kindergartens. Sie erzählte von ihrem Alltag in dieser besonderen Einrichtung und ermöglichte einen Einblick in die Arbeit mit den Flüchtlingskindern. Ein wichtiger Aspekt der Betreuung ist natürlich das spielerische Erlernen der deutschen Sprache. Zudem soll ein geregelter Tagesablauf den Kindern Sicherheit vermitteln. Durch die Thematisierung verschiedener Feste im Jahreskreis wird den Kindern auch die deutsche Kultur nähergebracht. Die Kinder sind laut der erfahrenen Erzieherin zunächst oft ängstlich und schüchtern, blühen aber dann meist nach kurzer Zeit auf und lernen schnell Deutsch. Uns wurde aber auch bewusst, dass es sich hier nicht um eine normale Kindergartengruppe handelt und von den Betreuern hier besondere Anforderungen zu bewältigen sind.
Im Anschluss folgte ein Treffen mit Christian Mätzler, dem Flüchtlingsbeauftragten der Stadt Nürnberg, und dessen Kollegen Thorsten Bach. Diese gaben Einblick in ihre Arbeit, die u.a. die Planung des Einsatzes von Sozialdiensten und die Suche nach neuen Objekten für die Unterbringung der Flüchtlinge (z.B. ehemalige Hotels, Altenheime und Pensionen) umfasst. Er erläuterte, was mit den Flüchtlingen in Deutschland passiert, welche Unterschiede es von Fall zu Fall gibt, dass die Flüchtlinge zum Teil anerkannt, zum Teil aber nur geduldet werden usw. Was die Vorurteile gegenüber Flüchtlingen angeht, stellte er klar, dass „unter 600 Asylsuchenden, mit denen er direkt zu tun hatte, nur zwei Straffällige waren“ , so Herr Mätzler.
Nach diesem eindrucksvollen und sehr informativen, v.a. was die rechtlichen Belange angeht, Gespräch, traf sich die Gruppe aus Neustadt schließlich noch mit dem Heilerziehungspfleger Dietrich Schwarzer, der seit vielen Jahren in einer Wohngruppe für sogenannte UMFs (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) tätig ist und von seiner Arbeit mit den jungen Flüchtlingen erzählte. Berichte von Einzelschicksalen berührten uns sehr.
Zum Abschluss war die Gruppe dann noch mit zwei jungen Männern, die beide vor zwei bzw. vier Jahren als Flüchtlinge von Afghanistan nach Deutschland kamen, in einem Nürnberger Café verabredet. In nahezu perfektem Deutsch erzählten die beiden ihre Geschichte und beantworteten zahlreiche Fragen – ein guter Abschluss eines interessanten und vor allem emotionalen Tages.
Melanie Männer, Studierende der FakS 1