Diesen April ging es für mich erneut für zwei Wochen in das Montessorihaus Reisnerstraße in Wien, um dort mein Schnupperpraktikum zu absolvieren, welches zur Vorbereitung und Eingliederung in die zukünftige, einjährige Praktikumsstelle diente.

Es ist nun nämlich offiziell, dass ich dort mein letztes Ausbildungsjahr, (das Berufspraktikum) verbringen darf. So ist es mir möglich, noch ausführlicher in das wunderbare Konzept nach Maria Montessori einzutauchen und zeitgleich erstmals über eine längere Zeit den täglichen Alltag mit Kindern erleben zu können.

Ich bin sehr glücklich darüber, dass mir dieser neue Weg ermöglicht wurde und freue mich, sehr auf das kommende Kinderhausjahr, von dem ich hier sicher auch fleißig berichten werde.

Nun möchte ich aber erst einmal auf einige meiner Erfahrungen zurückkommen, die ich in den beiden Wochen in Wien erlebt habe.

Als ich dort ankam, bemerkte ich, dass sich die Pädagog:innen in anderen Räumen befanden als bei meinem ersten Besuch im November. Alle sechs Monate ziehen die sogenannten „Kreispädagog:innen“, immer in einen anderen Raum. Sie heißen im übrigen Kreispädagog:innen, weil sie trotz des offenen Konzepts eine in altersgruppenunterteilte Kindergruppe (einen Kreis) leiten.  So wird das Fachpersonal abwechselnd und in immer wiederkehrenden Ablauf im Buchstabenraum, im großen Raum, und im Zahlenraum eingesetzt. Auch als ich dort war, fand zufälligerweise gerade ein Raumwechsel statt und es war interessant zu beobachten, wie sich die Pädagogen und Pädagoginnen in ihrer „neuen alten Umgebung“ wieder nach und nach einlebten. Dies kam mir teilweise vor, wie eine völlig neue Erfahrung verglichen mit der Zeit im November, da sich trotz den gleichen Gegebenheiten jeder etwas unterschiedlich in den Räumen verausgabt. Weiterhin wurde ich wunderbar in den Alltag eingebunden und erhielt Anleitung in pädagogischen Tätigkeiten, wo es möglich war, wofür ich sehr dankbar bin, denn dies bot mir oft zusätzliche Sicherheit im Alltag.

 Am Mittwoch in der ersten Woche war es für mich möglich am Waldtag teilzunehmen. Die 4 bis 6-jährigen Kinder verbringen immer einen festen Tag in der Woche im Wald. Dieser wurde mit dem Bus erreicht.

Die eingespielten Rituale wie Entdeckertouren mit Erwachsenen, bei denen neue Ecken des Waldes erkundet wurden, auf Bäume klettern, die gemeinsame Jause und die Abschlussgeschichte, die auf der Wiese erzählt wurde, gaben dem Tag eine angenehme feste Struktur und diese wird von den Kindern sehr positiv angenommen. Ich habe diesen Vormittag sehr genossen und war erstaunt, wie schnell man aus der Großstadt an sehr ruhige, grüne Plätzchen kommen kann.

Zwischen Büschen und Sträuchern:

Hier sieht man die Kinder bei der gemeinsamen Jause am Waldtag.

Auch bei der Teamsitzung am Anfang der zweiten Woche wurde ich mit eingebunden und erfuhr so mehr über die verschiedenen Kinder, erlangte Einblicke in die Planung kommender Aktivitäten sowie der Reflexion zu vergangenen Geschehnissen. Die sogenannte „Cremerutsche“ wurde als Aktivität der derzeitigen Woche intensiver besprochen. Sie ist eine Fördermöglichkeit im Bereich der sensorischen Integration. Bei diesem Projekt durften sich die Kinder in Badesachen auf einer Plane, die mit Körpercreme eingedeckt war, mit ihrem gesamten Körper verausgaben. Der Begriff „sensorische Integration“ war für mich ein bislang unbekannter Begriff, mit dem ich mich in dieser Woche zum ersten Mal auseinandergesetzt habe. Bei einem Elternabend, an dem ich teilnehmen durfte, wurde dieser Begriff noch genauer von einer erfahrenen Referentin erläutert und anschließend im Zusammenhang mit der Cremerutsche in den Alltag umgesetzt.

Hier eine kurze Begriffsklärung:

Sensorische Integration ist die Koordination, das Zusammenspiel unterschiedlicher Sinnesqualitäten und -systeme.

Die sensorische Integration beschäftigt sich also mit der Frage, welche Zusammenhänge zwischen dem Gehirn und den Sinnesorganen entstehen. Entsteht ein Ungleichgewicht zwischen diesen Bereichen, kann sich dies negativ im motorischen oder dem sozialen Bereich äußern. Auch in Form von motorischer Ungeschicklichkeit oder Probleme mit dem Ordnen und Assoziieren von Reizen können diese Defizite auftreten.

Hier ein paar Eindrücke zur besagten Cremerutsche und der Arbeit mit den Plastiken:

Eine Fachkraft, die sich im Moment auf dem Gebiet der sensorischen Integration weiterbildet, leitete dieses Projekt und gab zwischendurch immer wieder Anregung, den Platz auf der Plane gut auszunutzen und zeigte, den Kindern anhand von Übungen, wie man den ganzen Körper einsetzen konnte.

Während sich die eine Kindergruppe auf der Cremerutsche verausgabt hatte, habe ich den Kindern der anderen Teilgruppe Anregung bei der Arbeit mit den Plastiken geboten. Auch hier kam es zu vollem Körpereinsatz, der komplett ohne Hemmungen ausgelebt wurde. Wir waren erstaunt, wie gut das Projekt von den Kindern angenommen wurde.

Antonia F. (FakS2b)

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