Erfahrungsblog Kindergarten Jeising |
Vom 22.Oktober 2022 bis 12. November 2022, habe ich im Rahmen des Erasmus+ Programms in einer Einrichtung in Dänemark ein Auslandspraktikum absolviert.
Da man in Dänemark auf ein Auto angewiesen ist, sind wir in Fahrgemeinschaften mit unseren eigenen Autos hingefahren. Das ging tatsächlich leichter als befürchtet!
In unserem Ferienhaus angekommen richteten wir uns erst einmal ein. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, wie wichtig es ist sich mit seinem Mitbewohner gut zu verstehen! Man sieht sich schließlich jeden Tag und ist füreinander die nächste Bezugsperson.
Pädagogische Erfahrungen in der Praxis
Der erste Tag in der Einrichtung begann mit einer Infoveranstaltung. Das fand ich gut, weil man sich so erst einmal in Ruhe kennenlernen konnte und nicht sofort ins kalte Wasser geworfen wurde. Meine Anleiterin und die Leitung des Kindergartens waren sehr freundlich und so hatte ich von Anfang an keine Bedenken mich bei Problemen an sie zu wenden.
Ich habe festgestellt, dass ein offener Umgang und Geduld nicht nur etwas ist, dass die Praktikanten mitbringen sollten, sondern man dieses Verhalten auch von Vorgesetzten erwarten darf.
Meine Erfahrungen mit Kindergarten und Krippe beschränkten sich vorher auf katholische Einrichtungen in Deutschland. Im Vergleich zur Einrichtung in Dänemark bemerkte ich da einige Unterschiede. Für mich entstand der Eindruck, dass den Kindern mehr Freiheiten eingeräumt wurden. Die Teilnahme an Angeboten beispielsweise war nicht verpflichtend, die Kinder konnten auch einfach sagen, dass sie nicht möchten und das wurde akzeptiert. Diese Idee fand ich sehr gut. Allgemeine Regeln sollten dann aber auch konsequent eingehalten werden. Partizipation ist wichtig und die Meinung und den Willen der Kinder zu respektieren ebenfalls.
Nichtsdestotrotz konnte ich viele Eindrücke und Erfahrungen gewinnen. Die eine perfekte Erziehung gibt es nicht, aber für die pädagogische Arbeit kann es sicher keine bessere Möglichkeit geben, als sich so viel wie möglich anzusehen und auszuprobieren. So kann man am Ende die für sich besten Methoden zusammenstellen und danach arbeiten.
Ein regulärer Arbeitstag begann meist mit dem Freispiel der Kinder. Während wir darauf warteten, dass alle Kinder ankamen, beschäftigten sich die Kinder selbst. Ich setzte mich dann gerne mit dazu, um herauszufinden was gerade gespielt wurde und ob ich mitmachen durfte. Ich durfte immer.
Nach Ankunft der letzten Kinder gab es „Obst“. So wird die Zwischenmahlzeit genannt, die in dieser Einrichtung mehrmals über den Tag verteilt gegessen wird. Das Essen wurde in der Küche des Kindergartens vorbereitet und wir mussten es nur noch an die Kinder verteilen. Die Kleinen bekamen Lätzchen, alle hatten ihren festen Platz am Tisch und vor jeder Mahlzeit wurde ein Fingerspiel gespielt. Nach dem Essen brachte jedes Kind seinen Teller nach der Reihe zu mir, Hände und Gesicht wurden mit Lappen sauber gemacht, die Lätzchen entfernt und die Kinder wurden ins Freispiel entlassen.
Das Freispiel verbrachten wir entweder im Gruppenraum oder gingen in den Garten. Wenn wir in den Garten gingen, mussten sich alle erst einmal entsprechend anziehen. Es wurde wert darauf gelegt die Kinder selbst machen zu lassen. Das fand ich auch gut, habe aber natürlich geholfen, wenn es nicht anders ging oder die Gummistiefel wieder einen armen Menschen in die Verzweiflung trieben.
Über das Freispiel, im Garten oder drinnen, lässt sich denke ich im Allgemeinen sagen: Die Kinder können sich gut alleine oder gemeinsam beschäftigen. Sie sollen Fehler machen können und Dinge ausprobieren. Aber, wenn man sich mit ihnen beschäftigen möchte, freuen sie sich auch und überraschen einen immer wieder mit ihren Ideen.
Eine Besonderheit in Dänemark ist auch, dass die Kinder nach dem Mittagessen, ihren Mittagsschlaf in Kinderwägen im Garten machen. Sie stehen dann überdacht und gut verpackt vor den Fenstern. Also bei -10 grad ist Schluss, wurde mir gesagt, aber bis dahin sind die draußen. Das fand ich befremdlich, lustig und interessant. Stärkt vermutlich wirklich das Immunsystem, denn frische Luft schadet nie.
Der Kindergarten Jejsing verfügt auch über die größte Außenanlage der DKCT Einrichtungen. Da macht es nur Sinn, dass sich so viel wie möglich an der frischen Luft aufgehalten wird. Für mich war das besonders schön, denn als Kind fand ich es draußen auch am schönsten. Die Natur bietet den Kindern Möglichkeiten für Gedankenspiele und Entdeckungen auf die sie in einem Raum nicht kommen würden. Außerdem können sie da schreien und toben wie sie wollen, das ist wichtig und macht Spaß.
Persönliche Erfahrungen in Dänemark
Um ehrlich zu sein bin ich von den vielen verschiedenen Eindrücken noch so erschlagen, dass ich noch gar nicht wirklich einordnen kann was ich alles erlebt habe.
Dänemark ist auf jeden Fall ein sehr schönes Land. Man kann kilometerweit sehen, die Häuser haben Reetdächer und alles sieht ein bisschen so aus als wäre die Zeit vor 100 Jahren stehen geblieben. Gerade im Herbst, wenn die Zugvögel jeden Tag über den Himmel fliegen und man am Horizont die Sonne untergehen sieht, da wird man ganz romantisch.
Auf jeden Fall ein Land das ich noch einmal besuchen werde, diese Ruhe und dieses Idyll habe ich noch nirgends erlebt.
Die wichtigste Erfahrung die ich auf dieser Reise gemacht habe ist die Erkenntnis, dass ich selbst etwas schaffen kann. Ich habe immer die Angst etwas nicht hinzubekommen, oder auf jeden Fall nicht so gut wie die anderen.
Und allein deshalb hätte sich diese Reise schon gelohnt. Man lernt dabei nicht nur etwas über die Kultur und die Arbeit, sondern eben auch über sich selbst.
Okay das wars von mir und dem Blog aus Dänemark.